Otto Niebergall
Im pfälzischen Kusel wurde Otto Niebergall am 5. Januar 1904 in einer Arbeiterfamilie geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Schlosserausbildung und leitete die Arbeiterjungendorganisation der SPD in Saarbrücken. Anfang der 20er Jahre schloss er sich der Roten-Ruhr-Armee an, die bewaffnet gegen die Freikorps des reaktionären Kapp-Putsches kämpfte. 1922 wurde er Mitglied der KPD und 1929 erstmals in den Saarbrücker Stadtrat gewählt, bis in die 30er Jahre war er Leiter des Rote Frontkämpfer Bundes im Saarland.
1935 musste Otto Niebergall mit seiner Frau Barbara Hertel nach Frankreich emigrieren. Er unterstützte den Widerstand aus dem Ausland, half Fluchtwege zu planen und illegale Zeitungen herzustellen und nach Deutschland zu bringen.
1936, kurz nach dem faschistischen Putsch gegen die republikanische Regierung in Spanien beauftragte Herbert Wehner, der damals in der KPD-Auslandsleitung arbeitete, Otto Niebergall mit der Bildung einer Gruppe, die den Einsatz von Freiwilligen und materielle Unterstützung im spanischen Bürgerkrieg zu organisieren hatte. Danach lag sein Einsatzgebiet in Belgien, von Brüssel aus unterstütze er Gruppen im Rheinland. Am Tag des deutschen Überfalls auf Belgien wurde Otto Niebergall interniert und nach St. Cyprien deportiert. Nach einer gelungen Flucht schloß er sich mit dem Decknamen „Gaston“ der „Travail Allemand“, der deutschen Einheit in der französischen Widerstandsbewegung Resistance, an.
1943 war Otto Niebergall mit anderen Kommunisten, mit Sozialdemokraten, Zentrumsanhängern, Künstlern und mit hohen Wehrmachtsangehörigen Mitbegründer des „Nationalkomitees Freies Deutschland für den Westen“. Er wurde Präsident des Komitees und war Leiter der illegalen Organisation der KPD für Frankreich, Belgien und Luxemburg. Er unterhielt Verbindungen bis in den Kreis der Wehrmachtsangehörigen hinein, deren Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte. Im August 1944 beteiligte sich Otto Niebergall am Aufstand zur Befreiung von Paris.
Ab 1948 lebte Otto Niebergall in Mainz, er war bis 1953 Abgeordneter der KPD im Bundestag und jahrelang deren Vorsitzender in Rheinland-Pfalz. Im Zusammenhang mit dem Verbot der KPD, 1956, wurde Otto Niebergall erneut verfolgt.
Es war ihm, bis zu seinem Tod am 14. Februar 1977, ein besonderes Anliegen, das Vermächtnis von der Einheit im antifaschistischen Widerstandskampf lebendig zu vermitteln und er tat dies überzeugend vor Lehrlingsgruppen und in Berufsschulen. Er war Vorsitzender der Interessengemeinschaft ehemaliger deutscher Widerstandskämpfer (IEDW) und erhielt in Anerkennung seines antifaschistischen Lebenswerkes mehrere internationale Auszeichnungen.