Barbara Niebergall
Am 20. Dezember 1904 wurde Barbara Hertel in Saarbrücken geboren. Wie die sieben Geschwister war Bebi in der proletarischen Jugendbewegung aktiv, wurde 1920 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD) und arbeitete in der „Saarbrücker Arbeiterzeitung“ mit. Bereits Ende der zwanziger Jahre setzte sie sich gegen den aufkommenden Faschismus ein.
Sie unterstützte die Bewegung gegen die Saarabstimmung, mit der 1935 der Anschluss des Saarlandes an Nazi-Deutschland besiegelt wurde. Sofort musste sie nach Frankreich emigrieren und half bei illegalen Grenzübertritten und organisierte Fluchtwege, sie half bei der Herstellung und Verteilung von antifaschistischen Materialien und Zeitungen für das Saarland und die Pfalz und sie übernahm Kurierdienste. Diese „Grenzarbeit“ setzte sie nach der Übersiedlung nach Belgien dort fort. 1930 hatte sie Otto Niebergall geheiratet und war oft monatelang von ihm getrennt, wenn sie unterschiedliche Aufgaben zu erledigen hatten. Nach dessen Verhaftung und Deportation blieb sie mit ihrem wenige Monate alten Sohn allein in Brüssel zurück. Sie wurde verhaftet, an die Gestapo ausgeliefert und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach der Haft in Rothenfeld wird sie nicht entlassen sondern als „Politische“ in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Hier blieb sie gefangen bis zur Befreiung durch die Rote Armee. In einem Interview zu ihrem 80. Geburtstag erzählte Barabara Niebergall von der Haft im KZ: „Es war furchtbar dort – ich sah Frauen und Kinder aus Lidice; polnische Jüdinnen, denen das Blut von den Füßen lief, weil sie barfuß auf dem verschneiten Appellplatz stehen mußten ... ich sah den Abtransport von Kindern nach Bergen-Belsen. ... Es war unvorstellbar grausam – trotzdem versuchten wir, Widerstand zu leisten. Wir stahlen für die Jüdinnen Schuhe und bastelten für die Kinder Spielzeug aus Lumpen. Wir versuchten durch Solidarität zu überleben – das war die einzige Chance.“ Nach der Befreiung kehrte Barbara Niebergall mit 15 anderen geflohenen Frauen ins KZ zurück und pflegte kranke Häftlinge bis diese Arbeit von den sowjetischen Truppen übernommen wurde.
Mit ihrem Mann und ihrer Schwester Irma Strauch, die 1941 im Gestapo-Gefängnis ihren Sohn annahm und aufzog, wohnte Bebi Niebergall ab 1948 in Mainz.
Mit vielen anderen Überlebenden des antifaschistischen Widerstandkampfes wohnte sie im März 1948 der Grundsteinlegung für das Mahnmal „Zum Gedenken an die unsterblichen Opfer des Faschismus 1933 – 1945“ auf dem Mombacher Waldfriedhof bei und erlebte in den folgenden Jahren, wie bald die Erinnerung an den Widerstand gegen den Faschismus gesellschaftlich diskriminiert wurde.
Bebi Niebergall blieb ihr Leben lang Kommunistin, war im Demokratischen Frauenbund (DFD) sowie in verschiedenen Funktionen in der VVN-BdA aktiv. Insbesondere engagierte sie sich gegen öffentliche Auftritte von neuen und alten Nazis und erinnerte stets daran, den Anfängen zu wehren!