Gedenkstein für die Opfer des deutschen Faschismus
Mainzer Allgemeine Zeitung, 23. März 1948:
„Dem Ruf der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) waren Vertreter der Militärregierung, der Stadt, Parteien und verschiedener Behörden gefolgt. ... Die Gedenkrede hielt ein Priester, der Domkapitular Schwalbach, der selbst in ein KZ verschleppt wurde. Er sagte, das Sterben der 11 Millionen Menschen in den KZ´s warne vor der Zersplitterung und mahne zur Einigkeit unter allen Feinden der Gewaltherrschaft. Oberbürgermeister Dr. Kraus nahm das Denkmal mit bewegenden Worten in die Obhut der Stadt Mainz.“
Die Rede ist hier von der Grundsteinlegung zum Denkmal für die Opfer des Faschismus – das auf dem Waldfriedhof in Mainz Mombach steht.
Die Nachfolger des damals anwesenden Oberbürgermeisters Dr. Kraus nahmen es mit der versprochenen Obhut nicht sehr genau. Zunächst wurde 1955 die VVN in Rheinland-Pfalz verboten und Gedenkkundgebungen der „verfassungsfeindlichen Organisation“ am Ehrenmal waren untersagt.
1962 entfernte die Stadtverwaltung den, im Denkmal mit der Inschrift „Zum Gedenken an die unsterblichen Opfers des Faschismus 1933 – 1945“ gemeißelten Roten Winkel und ließ ihn durch ein christliches Kreuz ersetzen. Der Rote Winkel war in den Konzentrationslagern die alle politischen Häftlinge kennzeichnende Markierung an den Häftlingsjacken.
1971 brachten ehemalige Widerstandskämpfer provisorisch einen roten Winkel am Stein an, dieser wurde wieder abgeschlagen. 1972 erfolgte ein Schändung des Mahnmals, vermutlich durch Neofaschisten. In weißer Farbe war „und den Toten der Mordmauer“ auf dem gänzlich verunstalteten Stein zu lesen. 1983 brachte die wieder gegründete VVN einen roten Winkel am Denkmal und eine erklärende Tafel davor an. Erneut wurde die Stadt aufgefordert den Roten Winkel einmeißeln zu lassen. Wieder wurden Winkel und Tafel entfernt. 1994 wiederholte sich die Aufforderung und in der folgenden Zeit wurde das Denkmal restauriert. Ein Roter Winkel ist seither wieder dezent erkennbar. 2008 wurde ein kleiner Zugangsweg zum Stein angelegt.
Die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) lädt seit sechzig Jahren jährlich zu Gedenkkundgebungen ein und erinnert so, unbeeindruckt von allen Versuchen, die Geschichte umzudeuten, an die Millionen Menschen, die für die Befreiung kämpften, ihr Leben aber vor dem 8. Mai 1945 verloren haben.