Hans Heisel
Am 6. März 1922 wurde Hans Heisel in Leverkusen geboren und lernte bei den Bayer-Werken den Beruf des Laboranten. Nach der Lehre bewarb er sich bei der Handelsmarine, wurde 1940 nach Kriegsbeginn zur Kriegsmarine eingezogen und als Funker ausgebildet. Im Juni 1940 kam Hans Heisel an seinen ersten Einsatzort, das von den Deutschen bereits besetzte Paris. Er war kein überzeugter Nazi, wie die meisten Wehrmachtsoldaten und lernte in Paris die Widersprüche seines Kriegsdienstes kennen. In Gesprächen mit einem französischen Friseur und einem Schneider entwickelte er sich zu einem Gegner der Besatzung und schloss sich der großen französischen Widerstandsbewegung, der Resistance, an. Zu seinen Aufgaben gehörte es, kritische Stimmen unter den Soldaten und Offizieren aufzuspüren und so mögliche verbündete Kriegsgegner kennen zu lernen. Er verteilte heimlich Flugblätter an Soldatentreffpunkten, lieferte militärische Informationen und stahl deutsche Waffen für den französischen Widerstand. Es gelang Hans Heisel hin und wieder antifaschistisch gesinnte Kameraden unter den Soldaten zu finden und mit ihnen die Reihen der Resistance zu stärken. 1944 bildete er mit Kurt Hälker und Artur Eberhardt eine antifaschistische Zelle im Marineministerium. Die Kommunistische Partei Frankreich (PCF) spielte in der Resistance eine wichtige Rolle und exilierte deutsche Kommunisten arbeiteten in Paris vielfältig mit den Strukturen der PCF zusammen. Hans Heisel war so fest überzeugt von allem, was er von seinen französischen Freunden lernte, dass er 1942, als fast ganz Europa dem deutschen Faschismus zu Füßen lag, in Paris in die illegale KPD eintrat.
Im August 1944 desertierte Hans Heisel und war zusammen mit einer jugoslawischen Gruppe aus der Resistance am Aufstand zur Befreiung von Paris beteiligt. Bis zur Befreiung Frankreichs blieb er in den Einheiten des Colonel Fabien und forderte an verschiedenen Frontabschnitten eingekesselte deutsche Soldaten auf, sich zu ergeben, um ein Blutvergießen zu verhindern. Hierfür ließ er einstündige Sendungen über Lautsprecher an die Soldaten richten und er sprach selbst zu ihnen. Erst in den allerletzten Kriegstagen wurden es mehr Soldaten die sich trauten, wegzulaufen. Hans Heisel war mit seinem Freund und Genossen Otto Niebergall Mitbegründer des CALPO (Nationalkomitee Freies Deutschland für den Westen) und zeitweise dessen Vizepräsident.
Nach dem 8. Mai 1945 kehrte Hans Heisel ins Rheinland zurück, war zunächst wieder als Arbeiter bei den Bayer-Werken dann in einer Metallfabrik in Düsseldorf tätig. Danach arbeitete er viele Jahre für die KPD, nach deren Verbot im Jahr 1956 auch wieder illegal. Fünfzehn Monate war er deswegen in den 60er Jahren inhaftiert.
Über seine Zeit in der Resistance sagte er viele Jahre später: „Wenn es eine Zeit in meinem Leben gibt, die ich nicht bereue, dann diese.“
Hans Heisel starb am 12. Juli 2012 neunzigjährig in Frankfurt am Main.