Friedrich Bergsträsser
Geboren am 7. November 1921 in einer Wormser Arbeiterfamilie, absolvierte er nach der Realschule eine kaufmännische Lehre. 1936 / 37 wurde Friedrich Bergsträsser zu einem »Landjahr«, 1940 zum Reichsarbeitsdienst und 1941 zur Wehrmacht eingezogen. In Bremen stationiert, desertierte er am 10.06.1942 und versteckte sich zunächst auf Bauernhöfen und in Scheunen. Später begründete er diesen Schritt »nicht aus Feigheit sondern aus rein politischen Motiven« getan zu haben. Es war eine Konsequenz aus seinem Erleben der Naziherrschaft, der Verfolgung von jüdischen Mitbürgern und anderen Minderheiten sowie der menschenverachtenden Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener durch die Wehrmacht.
Am 14. Juli 1942 wurde er in Königswinter verhaftet, zu fast neun Jahren Haft verurteilt und im Januar 1943 ins KZ Esterwegen gebracht. Hier wurde er einem Arbeitskommando in einer Rüstungsfabrik zugeteilt, dann einem Außenlager für Straßenarbeiten. Ab Mai 1944 gehörte er zu einem Kommando, das zum Entschärfen von Fliegerbomben eingesetzt wurde. Friedrich Bergsträsser floh erneut am 18. April 1945 und kam vier Wochen später in seiner Heimatstadt Worms an.
In den 50er Jahren übersiedelte er nach Leipzig, arbeitete als Rundfunk und Fernsehmechaniker. Ende der 80er Jahre nahm er an den ersten Treffen der Moorsoldaten, wie die Häftlinge des KZ Esterwegen sich selbst nannten, teil und engagierte sich in der Vermittlung der Erfahrungen der Verfolgten an nachfolgende Generationen.
Am 24. April 1995 starb Friedrich Bergsträsser in Leipzig.