Alfred Epstein
Alfred Epstein wurde am 14. Januar 1903 in Mainz geboren verlebte dort seine Kindheit und Jugend, absolvierte das Abitur und beendete eine Lehre im Barmer Bank-Verein. Er war in der jüdischen Jugendbewegung aktiv, sportbegeistert und liebte Hochgebirgswanderungen. Ab 1926 lebte Alfred Epstein für zwei Jahre bei Verwandten in New York und arbeitete in verschiedenen Jobs. Er sollte dort, im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, im Auftrag des Vaters, „das Bank- und Warenhauswesen studieren“. Denn die seit Generationen in Mainz lebende Familie war im Besitz eines großen Warenhauses in der Mainzer Bahnhofstraße.
1928 kehrte er zurück nach Mainz. Er war Mitglied der SPD und engagierte sich im „Reichsbanner“, einer sozialdemokratischen Schutzorganisation zur Verteidigung gegen Angriffe der in der Weimarer Republik stärker werdenden reaktionären und faschistischen Bewegungen. In Folge eigener Erfahrungen mit dem radikalisierten Antisemitismus schlägt Alfred Epstein dem Vater vor, die Geschäfte zu verkaufen und zu emigrieren. Der Vater aber teilte seine Befürchtungen nicht, sondern erwartete einen baldigen Niedergang der Faschisten. Am 30. Mai 1933 flüchtete Alfred Epstein zunächst nach Paris und war dort gezwungen, jede Arbeit anzunehmen, u.a. in einer Schweinemetzgerei, als Telefonist und als Schuhmacher. 1936 meldete er sich, wie einige Monate vorher sein Bruder Erwin, als Freiwilliger zu den Internationalen Brigaden nach Spanien im Kampf gegen die Putschisten unter General Franco. Nach dem Bürgerkrieg geht er zurück nach Frankreich und verpflichtet sich dort 1939 zur Französischen Fremdenlegion. Mit der Legion ging er nach Algerien, wo er, nun wieder Zivilist, ab1940 in der Stadt Oran wohnte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er aus den Einkünften des von ihm gegründeten Übersetzungsbüros. Er gab Deutschunterricht in einer katholischen Mädchenschule und war vereidigter Übersetzer bei Gericht.
Anfang der 60er Jahre kehrte er nach Mainz zurück. 1966 wurde er für anderthalb Jahrzehnte Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Mainz, die damals weniger als hundert Mitglieder zählte. Alfred Epstein war Vorstandsmitglied im Zentralverband deutscher Verfolgter und Widerstandskämpfer und viele Jahre auch kommunalpolitisch aktiv.
Mit dem Namen Alfred Epstein ist ein neues selbstbewusstes Auftreten der jüdischen Gemeinde, vor dem historischen Hintergrund einer weitgehend vernichteten tausendjährigen jüdischen Tradition von Magenza, verbunden.
Er erhielt den Ehrenring der Stadt Mainz sowie das älteste Stadtsiegel in Silber und das Bundesverdienstkreuz.
Alfred Epstein starb am 6. März 1991 in Mainz.