Emil Carlebach

Am 10. Juli 1914 wurde Emil Carlebach in Frankfurt am Main in einer traditionsreichen Rabbinerfamilie geboren. Als prägendes Erlebnis beschrieb er den Justizmord an den anarchistischen amerikanischen Arbeitern Nicola Sacco und Bertolomeo Vanzetti in Charlestown, USA. Nach dem umstrittenen Gerichtsurteil gegen die beiden politisch aktiven Arbeiter und Streikführer wegen der angeblichen Beteiligung an einem Raubmord gab es auf der ganzen Welt Massendemonstrationen gegen die geplante Hinrichtung. Emil Carlebach wurde Zeuge einer solchen Versammlung in Frankfurt, die gegen die, für den 23. August 1927 geplante Hinrichtung protestierte.

Nach dem Abitur begann er im Mai 1932 eine Lehre in einer Frankfurter Ledergroßhandlung und trat am gleichen Tag in den Zentralverband der Angestellten (ZdA) ein, noch 1931 war er in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) eingetreten.

Als Hitler am 1. Mai 1933 vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsverband eingeladen wird, auf einer Berliner Kundgebung der Gewerkschaft zu sprechen, war Emil Carlebach mit seiner Gruppe in Frankfurt so gut organisiert, dass er im Radio die Hitlerrede anhörte und währenddessen ein Flugblatt dazu verfasste, in dem er die soziale Demagogie der Rede entlarvte und die Pläne Hitlers zur Zerschlagung der politischen Widerstand im Landes benannte. Das Flugblatt wurde am Nachmittag abgetippt, von der kleinen Gewerkschaftsgruppe vervielfältigt und noch in der gleichen Nacht in die Briefkästen verteilt. Eine außerordentliche Leistung – unter den Bedingungen der Illegalität.

Anfang 1934 wurde Emil Carlebach wegen der Herstellung und Verbreitung antifaschistischer Zeitungen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach der regulären Haft wurde er 1937 in das Konzentrationslager Dachau verbracht und war ab 1938 bis zur Selbstbefreiung des KZ in Buchenwald inhaftiert. Unter den Bedingungen der Haft setzte er den Widerstand fort und war er in der internationalen illegalen Widerstandsorganisation wie auch als „Blockältester“ in verantwortlichen Positionen tätig. Er gehörte zu den Häftlingen, die das Signal zum Aufstand am 4./5. April 1945 gaben und das Lager mit den befreiten Gefangenen und festgenommenen SS-Wachleuten am 11. April 1945 den heran rückenden amerikanischen Einheiten übergaben.

Emil Carlebach blieb mit der Erfahrung von elf Jahren faschistischer Haft überzeugter und aktiver Antifaschist. Als solcher wurde er zum 1. August 1945 von den alliierten Behörden in der US-amerikanischen Besatzungszone zum Lizenzträger und zu einem der Chefredakteure der neu gegründeten „Frankfurter Rundschau“ berufen. Er war Stadtverordneter der KPD in Frankfurt, Abgeordneter des hessischen Landtages und arbeitete an der Schaffung der Landesverfassung mit. Mit Beginn des kalten Krieges wurde Emil Carlebach – wiederum auf Weisung der US-Behörden – bereits 1947 aus der Leitung der „Frankfurter Rundschau“ entfernt. Er arbeitete weiterhin als Journalist, war Mitbegründer der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und Vizepräsident des Internationalen Buchenwaldkomitees.

Emil Carlebach starb am 9. April 2001 in Frankfurt am Main.

Emil Carlebach - Linoldruck von Thilo Weckmüller