Rhein
Der Rhein spielte in der Geschichte des antifaschistischen Widerstandes eine besondere Rolle. Einige Organisationen hatten ein Netz von Vertrauensleuten auf Schiffen und in Häfen aufgebaut, um den Transport von Zeitungen, Flugblättern aber auch von Kurieren und Flüchtlingen in relativer Sicherheit zu gewährleisten. Von Basel aus erfolgte die Unterstützung aus der Schweiz und im Norden aus den Niederlanden. Eine herausragende Rolle kam hier der Internationalen Transportarbeiter Föderation (ITF) zu. Von der Zentrale in Amsterdam aus organisierte die Gewerkschaft ab 1933 eine massive internationale Unterstützung für antifaschistische Gruppen und Stützpunkte in vielen deutschen Rheinhäfen. Der Internationale See- und Hafenarbeiterverband (ISH) hatte ebenfalls eine eigene Struktur aufgebaut und konnte vielen Menschen über den Rheinweg zur Flucht verhelfen.
Mitglieder von Mainzer Ruder- und Kanuvereinen organisierten, gut getarnt durch ihre sportlichen Aktivitäten, kleine antifaschistische Kundgebungen auf den Rheinauen.
Den beiden kommunistischen Matrosen und Brüdern Hermann und Hugo Steigleiter aus Speyer gelang es fünf Jahre für den Widerstand »auf dem Rhein« zu arbeiten. Neben dem Transport von Flüchtenden und Material spionierten sie als Rheinschiffer militärische Anlagen aus. Sie wurden 1938 verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und am 19. März 1940 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Die Schriftstellerin Anna Seghers verarbeitet die enorme Bedeutung des Rheins literarisch und äußerte hierzu: »Es ist kein Zufall, dass mein Roman ›Das Siebte Kreuz‹ in der Gegend von Mainz spielt, kein Zufall, dass der Flüchtling Georg Heisler sich eine Nacht im Mainzer Dom versteckt. Kein Zufall, dass ihm auf einem Rheinschiff die Flucht gelingt. Ein Fluss spielt fast in allen meinen Geschichten und all meinen Romanen eine gewisse Rolle. Oft ist dieser Fluss Sinnbild für Weite, Veränderung, Befreiung oder für die Sehnsucht danach.«